Der Ruf des Abendvogels Roman by Elizabeth Haran

Der Ruf des Abendvogels Roman by Elizabeth Haran

Autor:Elizabeth Haran [Haran, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Verlagsgruppe Luebbe GmbH Co KG
veröffentlicht: 2009-12-31T23:00:00+00:00


16

Die Schreie der Papageien weckten Tara kurz vor Tagesan- bruch. Sie hatte insgesamt kaum mehr als ein paar Minuten geschlafen, weil die Opossums den Weg in ihr Schlafzimmer gefunden hatten, kurz nachdem sie sich hingelegt hatte. Sie waren über ihre Frisierkommode gehüpft und hatten Gegenstände umgeworfen, hatten die Bettpfosten und die Stangen, an denen das Moskitonetz aufgehängt war, als Klettergerüst missbraucht und waren sogar unter ihr Bett gekrochen. Zum Glück waren sie wenigstens nicht auch noch unter die Decke geschlüpft, aber als sie die Lampe entzündete, um die Tiere zu verjagen, stellte sie verärgert fest, dass diese ihre Hinterlassenschaften im ganzen Raum verteilt hatten. Als sie wieder in die Bäume zurückgekehrt waren und Tara gedacht hatte, sie könne jetzt endlich in Ruhe schlafen, war Hannah zu ihr ins Bett gekrochen und hatte sich den Rest der Nacht über unruhig herumgeworfen.

Tara war nicht in der Stimmung, das lebhafte Farbspiel am heller werdenden Himmel zu bewundern, als sie später, ausgerüstet mit Harke und Spaten, zum von Unkraut überwucherten Gemüsegarten hinüberging. Sie verscheuchte die lästigen Fliegen und fluchte leise auf die laut kreischenden Vögel, während sie durch das kniehohe Gras stapfte. Dann fielen ihr plötzlich die Schlangen ein, und sie beschloss, Mellie und die Welpen aus dem Zwinger zu lassen.

Die Colliehündin freute sich sehr über ihre Freiheit. Sie untersuchte die Umgebung des Gemüsegartens mit der Nase am Boden und dem Schwanz in der Luft, während die Welpen Tara ständig vor den Füßen herumliefen. Gleich darauf blieb Mellie ungefähr zehn Meter entfernt im Gras stehen und begann laut zu bellen. Tara rief sie zu sich, doch Mellie hörte nicht. Hilfe war nirgendwo in Sicht.

Entsetzt kam ihr der Gedanken, die Hündin habe vielleicht eine Schlange gefunden und könnte gebissen werden. Zögernd ging Tara so nah wie möglich heran, hielt jedoch genügend Abstand, um im Notfall rasch flüchten zu können. Sie erschrak fürchterlich, als sie den Leguan sah, der etwa die Größe eines kleinen Krokodils hatte. Eingekreist von der bellenden Mellie und ihren neugierigen Welpen und konfrontiert mit einer nervösen Frau, die mit einem Spaten vor ihm herumfuchtelte, zog sich der Leguan unbeholfen zurück. Dieses Mal hörte Mellie, als sie gerufen wurde, doch zwei ihrer ungestümen Jungen verfolgten die Eidechse.

»Guten Morgen, Missus«, sagte Nugget plötzlich hinter ihr, und Tara fuhr zusammen. Unbemerkt war er durch das hohe Gras und die trockenen Blätter herangekommen, aber Tara war zu nervös, um sich zu fragen, wie.

»Haben Sie diese Eidechse gesehen, Nugget?«, fragte sie atemlos. »Sie war einfach riesig. Ich habe Angst, dass sie die Welpen fressen könnte.«

Nugget starrte sie an, als fürchte er, sie habe einen Sonnenstich, und aus seinen dunklen Augen sprach das Wissen vieler Generationen. »Nur eine Goanna, Missus – gibt guten Braten!«

»Eine ... Goanna? Soll das heißen, diese Kreatur ist vollkommen harmlos, trotz ihrer Größe?«

»Ja, Missus. Unsere Frauen und Kinder fangen sie, um sie zu rösten.«

Frauen und Kinder ... Tara kam sich reichlich töricht vor und bückte sich, um die Blätter einer Pflanze zu untersuchen, die sie für ein Unkraut hielt. Nugget sollte ihre Verlegenheit nicht bemerken.



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